Unter der Leitung von Dr. rer. nat. Nadine Herwig hat ein interdisziplinäres Team aus Deutschlands größter Cannabis-Gruppe, Grünhorn, eine Studie zur Neuklassifizierung von Cannabis auf den Weg gebracht.
Die Forschungsergebnisse können die Cannabis-Welt nachhaltig modernisieren, indem sie die Kategorien „Sativa“ und „Indica“ ablösen: „Sativa wird allgemein immernoch mit einer belebenden und Indica mit einer beruhigenden Wirkung assoziiert, nach der alten Eselsbrücke: ,In die Couch‘“, sagt die Biochemikerin und Leiterin der Grünhorn Academy, Nadine Herwig. Das sei früher vielleicht einmal richtig gewesen, als Wuchs und Herkunft der Pflanze Rückschlüsse auf ihre Wirkung zuließen. So kommen Indica-Pflanzen natürlicherweise in Zentralasien vor und sind in der Regel kurz und buschig, während Sativa-Pflanzen schmalere und längere Blüten haben und tropisches Klima benötigen. „Nachdem es heutzutage hunderte Cannabis-Züchtungen und darunter viele Hybride gibt, sagen Wuchs und Herkunft nicht mehr viel über die Wirkung der Pflanze aus“, so Dr. Herwig. „Um die Vielzahl von Cannabisvarietäten angemessen zu differenzieren, brauchen wir einen neuen Ansatz. Diesen haben wir nun erarbeitet.“
Studie legt Neuklassifizierung von Cannabis nah
Die Studie trägt den Titel „Klassifizierung von Cannabis-Sorten basierend auf ihrem chemischen Fingerabdruck – eine umfassende Analyse von Chemovars auf dem deutschen Markt“ und wurde neben Dr. Nadine Herwig von Dr. Stephan Utgenannt (Chemiker, Laborleiter d. Grünhorn-Apotheke), Falk Nickl (Senior Data Analyst, Grünhorn-Gruppe), Dr. Patrick Möbius (Head of BI, Grünhorn-Gruppe), Linus Nowak (Labormitarbeiter, Grünhorn-Apotheke), Oliver Schulz (CCO, Grünhorn-Gruppe) und Matthias Fischer (CEO Canymed GmbH) verfasst. Chemovars bezeichnen die Eigenschaften einer Pflanzenart nach ihrer chemischen Zusammensetzung. Die Studie legt nahe, dass die Konzentration von Cannabinoiden und Terpenen für die pharmakologische Wirkung von entscheidender Bedeutung ist und daher bei der Klassifizierung berücksichtigt werden sollte. Die ForscherInnen analysierten Terpenprofile von 140 medizinischen Cannabissorten, die auf dem deutschen Markt erhältlich sind. Ihre Ergebnisse zeigen, dass Terpenprofile eine bessere und zuverlässigere Klassifizierung von Cannabissorten ermöglichen: Basierend auf den Hauptterpenen schlagen sie ein neues Klassifizierungssystem vor, das sechs verschiedene Chemovars mit verschiedenen Terpenprofilen umfasst, die verschiedenen Anwendungsbereichen zugeordnet werden können.
Gezieltere Auswahl von Cannabis-Sorten möglich
Die Grundlagenforschung von Grünhorn könnte zu einer besser personalisierten Cannabinoidtherapie beitragen. Die Ergebnisse ermöglichen es, Cannabis-Sorten gezielter auszuwählen, um zum Beispiel in der Cannabistherapie bestimmte Symptome zu behandeln. Sie sind beispielsweise in den digitalen Blütenberater von Grünhorn geflossen, der bereits PatientInnen und ÄrztInnen bei der Auswahl von Cannabissorten unterstützt. Die Studie markiert daher einen wichtigen Schritt hin zu einer präziseren und wirkungsorientierten Nutzung von medizinischem Cannabis. Die vollständige Studie mit dem englischen Titel „New classification of cannabis using chemovars“ befindet sich derzeit im Reviewprozess.

