Der Bundestagsabgeordnete Jens Lehmann (CDU) kennt die gegensätzlichen Standpunkte zum Umgang mit Cannabis. Bei Grünhorn bekam er einen umfassenden Einblick in das Thema der therapeutischen Verwendung.
Das Verhältnis zwischen der CDU und Cannabis gilt bisher als eher distanziert, so auch beim Bundestagsabgeordneten Jens Lehmann, der kürzlich gegen eine umfassende Legalisierung gestimmt hat. Bei seinem Besuch in Europas größter Cannabisapotheke, Grünhorn, erhielt er einen umfassenden Einblick in das Cannabis-Geschäft jenseits des Schwarzmarkts und Kifferklischees: „Ich habe heute mehr über Cannabis gelernt als bei vielen teils hochemotionalen Diskussionen“, kommentierte er gegenüber der anwesenden Leipziger Volkszeitung. Für ihn ein Beleg dafür, dass die Debatte über den Freizeitkonsum, der bisher die politische Agenda dominiert hat, andere mögliche Anwendungsfelder stark beeinträchtigt. Sven-Roger von Schilling, Geschäftsführer der Schurer Pharma & Kosmetik GmbH, betonte gegenüber dem Politiker die Bedeutung, medizinisches Cannabis aus dem Betäubungsmittelgesetz zu streichen, um die Entkriminalisierung von PatientInnen zu fördern.
Seit 2017 ist medizinisches Cannabis in Deutschland legal und wird seit 2020 über die Leipziger Grünhorn Apotheke landesweit an Patienten versendet, darunter vor allem Personen mit chronischen Schmerzen, Krebs, MS, Schlafstörungen und Entzündungskrankheiten. Lehmann machte sich ein Bild von den verschiedenen Darreichungsformen. Er konnte bei Grünhorn sowohl die Abfüllung der Blüten als auch die hauseigene Herstellung von Cannabisextrakten und -kapseln besichtigen. Weiterhin wurden Themen wie die genaue Prüfung der eingehenden Rezepte und die Bedeutung des Grünhorn-Netzwerks als Wirtschaftsstandort und Arbeitgeber in der Region erörtert. Lehmann, wie er sagt ein Lokalpatriot, zeigte sich beeindruckt vom Grünhorn-Standort in seiner Nachbarschaft, den er zuvor nicht kannte.
Lehmann beabsichtigt, das Thema in seine Fraktion einzubringen, insbesondere in seinem Arbeitsbereich „Verteidigung“, um zu prüfen, wie SoldatInnen von medizinischem Cannabis bspw. bei der Behandlung von PTBS profitieren können. Dies wurde unter anderem durch den Besuch des ukrainischen Gesundheitsministers Viktor Ljaschko bei Grünhorn im Februar angeregt, der die Legalisierung von medizinischem Cannabis in seinem Land vorbereitete, um Soldaten mit posttraumatischer Belastungsstörung den Zugang zu ermöglichen. Lehmann zeigt sich offen für die Möglichkeit einer Therapie mit medizinischem Cannabis und betont die Notwendigkeit, zwischen Freizeitkonsum und medizinischen Therapien zu differenzieren. „Ich freue mich über weiteren Austausch“, sagte er zum Abschluss seines Besuchs.