Die Bundestagsabgeordnete Kristine Lütke (FDP) besuchte am 24.10.2024 Grünhorn, um Abläufe im medizinischen Cannabisbetrieb kennenzulernen. Lütke, die maßgeblich an der Entkriminalisierung beteiligt war, verschaffte sich einen Überblick über Stand und Notwendigkeiten in der Umsetzung.
- Die Nürnberger FDP-Politikerin, spezialisiert auf gesundheitspolitische Themen und selbst Pflegeunternehmerin, besichtigte die Grünhorn Gruppe in Leipzig, den zugehörigen Cannabisgroßhandel canymed GmbH, sowie die Grünhorn Apotheke – eine der größten Cannabisapotheken in Deutschland.
- Mit 170 Mitarbeitenden ist Grünhorn ein bedeutender Arbeitgeber in Leipzig und treibt mit steigenden Patientenzahlen sowie einem vervielfachten Umsatz die Wirtschaft in Sachsen an.
- Die Cannabiswirtschaft entfaltet durch Mehrwertsteuereinnahmen, die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Rückkehr von Arbeitskräften dank erfolgreicher Cannabistherapien (z.B. bei chronischen Schmerzen) ein großes Wirtschaftspotenzial*.
Rolle der FDP bei der Entstigmatisierung von Cannabis-Patient:innen
Die Legalisierung von Cannabis und der bevorstehende nächste Schritt, die sogenannte Säule 2, sind im Vorfeld der Bundestagswahlen ein intensiv diskutiertes Thema. Während eine Seite eine Rücknahme der Teillegalisierung anstrebt, setzen sich andere weiterhin für eine Fortführung ein.
Kristine Lütke erklärt: „Nach dieser bedeutenden Neuerung haben wir erste positive Ergebnisse und erkennen, wo wir nachjustieren müssen. Um das anzugehen, tauschen wir uns aktiv mit verschiedenen Akteuren aus.“
Matthias Fischer, CEO der canymed GmbH (Teil der Grünhorn Gruppe): „Es ist mit Anerkennung zu sagen, dass das Gesetz zur Entkriminalisierung von Cannabis auch aufgrund der fundierten Kenntnisse und Mitgestaltung von Frau Lütke ein Erfolg ist – sowohl für die Patient:innen und Ärzt:innen, die mit weniger bürokratischen Hürden zu kämpfen haben, als auch für die Wirtschaft.“
Stefan Fritsch, Geschäftsführer der Grünhorn Gruppe: „2023 haben wir in Automatisierung, F&E und mehr Personal investiert, um auf die Teil-Legalisierung vorbereitet zu sein. Jetzt muss die Politik mutig bleiben, Bürokratie abbauen und die Wirtschaft weiter stärken!“
Cannabis muss in den wissenschaftlichen Betrieb einziehen
Kristine Lütke verschaffte sich in der Cannabis-Apotheke ein Bild von Optimierungspotenzialen: Beim Besuch der Rezeptbearbeitung und Abfüllung demonstrierten die Mitarbeitenden die zahlreichen Schritte und Kontrollen, die ausschließlich Pharmazeutinnen und Pharmazeuten durchführen dürfen. Der Apothekermangel in Deutschland führt dabei zu Verzögerungen. Eine Neuregelung der Bestimmungen könnte bestimmte Arbeitsschritte für weitere Berufsgruppen öffnen, die keinen pharmazeutischen Abschluss benötigen. Im Forschungslabor der Grünhorn Apotheke diskutierte die Politikerin mit Forschungslaborleiter Dr. Stephan Utgenannt die Relevanz des Themas Medizinalcannabis in der Wissenschaft. Grünhorn betreibt eigene Forschung und konnte bereits wegweisende Grundlagenstudien veröffentlichen. Dennoch besteht nach dem fast 100-jährigen Cannabisverbot noch viel Nachholbedarf: „Wichtig ist, dass die Cannabistherapie in die Lehrpläne der Universitätskliniken aufgenommen wird“, so Dr. Utgenannt.
Durch einen regelmäßigen Austausch mit verschiedenen Parteien versucht Grünhorn, auf die Relevanz von wissenschaftlich fundierten Cannabistherapien ohne bürokratische Hürden aufmerksam zu machen.Weitere Diskussionspunkte waren:
- Pharmazeutische Qualität: Medizinalcannabis unterliegt strengen Qualitätsanforderungen, muss mikrobiologische Grenzwerte einhalten und darf z.B. keinen Schimmel aufweisen – das unterscheidet es von Straßenware. In der politischen Debatte sollte deutlicher zwischen seriösen Medizinunternehmen und schwarzen Schafen unterschieden werden.
- Zugang und Aufklärung: Ärztinnen und Ärzte müssen den Zugang vereinfachen, um eine Abwanderung auf den Schwarzmarkt zu verhindern. Aufklärung und Studien zur Wirksamkeit von Medizinalcannabis bei weit verbreiteten Beschwerden wie Stress und Schlafproblemen sind notwendig, um dies zu unterstützen.
- Bürokratie-Abbau: Aktuell sind viele individuelle Prüfungsschritte, Ausdrucke und Protokolle notwendig, um Cannabisrezepte zu bearbeiten. Das verzögert die Therapie und sollte angepasst werden.
* Vgl. Studie „Fiskalische Auswirkungen einer Cannabislegalisierung in Deutschland“ von Prof. Dr. Justus Haucap und Leon Knoke